Setzen

Nach rund 230 Tagen Trächtigkeit setzt das Damtier ein Kalb (selten zwei Kälber). Das setzen erfolgt in den äsungsreichen Monaten Juni und Juli. Die meisten Kälber werden von Mitte bis Ende Juni gesetzt. Die Setzrate beträgt bei den Schmaltieren etwa 70 %, während ältere Tiere ein Setzergebnis von 90 – 95 % haben.


Einige Tage vor dem Setzen sondern sich die hochtragenden Tiere vom Rudel ab und suchen sich ruhige Plätze, die eine gute optische und geruchliche Orientierung ermöglichen. Störungsfreie Plätze, die Deckung bieten, sind in der Setzzeit sehr begehrt. Aus diesem Grund soll der Aufwuchs in der Mähweidekoppel eine Mindesthöhe von 30 bis 40 cm haben. Einzelne aus Brennnesseln und  Disteln gebildete Horste sind sehr erwünscht, da sie sowohl den setzenden Tieren als auch den neu gesetzten Kälbern Deckung bieten.


Frisch gesetzte Kälber wiegen 4 – 5 kg und versuchen bereits, bald nach dem Reißen der Nabelschnur und dem Trockenlecken durch die Mutter, aufgemuntert durch leichte Kopfstöße, aufzustehen. Etwa eine Stunde nach dem Setzen werden die Kälber zu einem Abliegeplatz geführt, während die Mütter zum Rudel zurückkehren. Am Anfang bleiben die Kälber 24 Stunden in ihrem Versteck und werden regelmäßig von den Müttern gesäugt. Fehlt im Gehege Sichtschutz, besteht die Gefahr, dass bei Störungen Kälber durch das Außenzaungeflecht schlüpfen, um außerhalb des Geheges nach einer geeigneten Deckung zu suchen. Die Gefahr des Verlustes von Kälbern ist dabei groß.


Bis zum Beginn des Winters sollten männliche Kälber im Durchschnitt ein Gewicht von 30 kg, die weiblichen von 25 kg erreichen. Da in der Zeit von Dezember bis März die Kälber ihr Wachstum bedingt u. a. durch die Senkung der Außentemperatur, die verkürzte Tagesdauer und Reduzierung des Futterangebotes auf der Weide einstellen, ist es zur Vermeidung von Verlusten notwendig, die Tiere vor Wintereinbruch in eine konditionell gute Verfassung zu bringen. Kälberverluste im ersten Lebensjahr von 10 – 15 % sind keine Seltenheit, so dass die mittlere Aufzuchtrate 85 – 86 % beträgt.